CfA / CfC: Conceptualizing China, Workshop, China Centrum Tübingen
‚Westliche‘ Konzeptualisierungen Chinas durchliefen in den letzten Jahren einen Wandel. Erwartungen einer politisch-gesellschaftlichen Liberalisierung im Nachgang der ökonomischen Öffnung Chinas und seiner Einbindung in globale Organisationen sind enttäuscht worden. Gleichzeitig verschiebt der (Wieder-)Aufstieg Chinas die globalen Machtverhältnisse hin zu einer Multipolarität und ist Gegenstand anhaltender Debatten innerhalb wie auch außerhalb des Landes. In der politischen und öffentlichen Debatte im ‚Westen‘ nehmen antagonistische Beschreibungen des Verhältnisses zu China seit einigen Jahren zu: das Land wird als wirtschaftlicher Konkurrent, systemischer Rivale und zunehmend als geo-strategischer Gegenspieler wahrgenommen. Demgegenüber verläuft die wissenschaftliche Diskussion über China im Westen differenzierter, wenn sie daran interessiert ist, neue Perspektiven zu gewinnen, etwa um die zukünftige Rolle Chinas bei der Bewältigung von Menschheitsaufgaben abzuschätzen. Darüber hinaus gehören zu den Außenperspektiven auch Sichtweisen der chinesischen Diaspora.
Solchen Außenbeschreibungen eines häufig dennoch monolithisch gedachten Chinas stehen innerchinesische Selbstbeschreibungen gegenüber. Neben den Darstellungen partei-ideologisch geprägter Propaganda existieren diverse chinesische Selbstbeschreibungen, etwa im Wissenschaftssystem (Sozialwissenschaften, Politik, Geschichte), dem Kulturbetrieb und der intellektuellen Öffentlichkeit – freilich unter staatlicher Beobachtung.
Aussagen und Annahmen darüber, was China ist, können als Konzepte bezeichnet und methodologisch als Diskurse beschrieben werden. Als makrosoziologische Wissensgebilde wirken sie sinnstiftend auf die Wahrnehmung (all-)täglicher Phänomene (auch) in Bezug auf China und konstituieren distinktive, disziplinäre Ordnungen, durch die Macht/Wissen wirkt. Ethnomethodologisch gewendet lässt sich auch untersuchen, welche praktischen Erfordernisse für das Beitragen solcher Konzepte im politischen, massenmedialen, wissenschaftlichen, wirtschaftlichen usw. Feld gestellt werden: wie geht „doing conceptualizing China“?
Welche (historischen) Konzeptualisierungen Chinas liegen den diversen Diskursen über China und Chines:innen zugrunde? Welche Konsequenzen haben solche Diskurse für die Wahrnehmung der Phänomene in diversen Teilbereichen (Politik, Kultur, Wissenschaft, Wirtschaft, Alltag) in der Auseinandersetzung mit und in China? Wie wirken sie sich auf situative Auseinandersetzungen in China und mit Chines:innen aus (etwa antiasiatischer Rassismus)?
Dieser Workshop soll Nachwuchswissenschaftler:innen (Doc und Postdoc) aus verschiedenen Disziplinen (z.B. Asien-, Kultur-, Geistes-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften) zusammenbringen, die sich in empirischen oder theoretischen Beiträgen mit Phänomenen der Konzeptualisierung Chinas auseinandersetzen.
Der Workshop wird vom 24.-26. Juni 2022 im China Centrum Tübingen stattfinden (vorbehaltlich pandemiebedingter Änderungen). Ihr Abstract soll den Titel Ihres Vortrags (20 Min., DE/EN) enthalten und den Bezug des Themenbereichs zur Fragestellung nach China-Konzepten skizzieren. Zur Bewerbung auf die Teilnahme am Workshop senden Sie bitte Ihr Abstract im Umfang von 200-400 Wörtern bis zum 19. April 2022 an die Organisatoren des Workshops (chinaforum@cct.uni-tuebingen.de). Bei Annahme Ihres Vortrags werden wir darum bitten, einen Entwurf des Papers (1.600-2.000 Wörter) bis zum 8. Juni einzureichen. Von jedem Teilnehmenden wird ein etwa fünfminütiger Kommentar zu jeweils einem anderen Beitrag erwartet.
Reise- und Übernachtungskosten werden übernommen.
Kontakt:
Dr. Anno Dederichs
Philip Scherer, Dipl. Reg. Wiss.